25. Oktober 2022 (in English / en Francais)
- Eine Himmelsleiter (Stairway to heaven) für Hotels und Restaurants
- Anhaltende Nachfrage nach Treibstoff: Sind freiwillige Energieeinsparungen Wunschdenken?
Stairway to heaven für Hotels und Restaurants
“All that glitters is gold, And she’s buying a stairway to heaven…” heißt es in dem berühmten Lied von Led Zeppelin, und genau so muss es sich für viele im Gastgewerbe dieses Jahr angefühlt haben: Mit der Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen und Regulierungen in der Wirtschaft belebte sich der Tourismus und die Menschen strömten wieder in Restaurants und Hotels. Ein Blick auf die Kartenausgabedaten von Monitoring Consumption Switzerland zeigt, dass die Ausgaben für Restaurants und Hotels im letzten halben Jahr im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021 enorm gestiegen sind.1 Es wird jedoch auch viel über die Inflation gesprochen – wie also sieht der Anstieg in realen Grössen aus?
Figure 1: Nominale Umsätze und inflationsbereinigte Umsätze für Gastronomie und Beherbergung, jeweils indiziert auf die ISO-Woche 7, 2021.
Die helleren Linien in Abbildung 1 zeigen die Ausgaben in den Kategorien Gastronomie und Beherbergung in nominalen Werten, indexiert auf 100 in der Referenzwoche 7/2021, also der Woche, in der die Beschränkungen im Jahr 2022 aufgehoben wurden. Die dunkleren Linien in Abbildung 1 zeigen, dass der Ausgabenanstieg auch inflationsbereinigt beträchtlich bleibt, basierend auf den beim BFS verfügbaren Inflationsdaten je Ausgabenkategorie. Kumuliert man die Unterschiede in den inflationsbereinigten Ausgaben zwischen 2022 und 2021 zwischen der 7. Woche im Februar und Anfang Oktober 2022, so stellt man fest, dass die Ausgaben für Verpflegung und Unterkunft real um 67 % bzw. 30 % gestiegen sind – eine wahre Himmelstreppe.
Anhaltende Nachfrage nach Treibstoff: Sind freiwillige Energieeinsparungen Wunschdenken?
Wie im Gastgewerbe ist auch bei Treibstoffen ein starker Umsatzanstieg zu verzeichnen: Wie Abbildung 2 zeigt, bedeuten hohe Steigerungen der nominalen Ausgaben im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 jedoch nicht zwangsläufig einen Anstieg der inflationsbereinigten Ausgaben. Die Unterschiede bei den inflationsbereinigten Ausgaben an Tankstellen zwischen 2022 und 2021, kumuliert von Februar bis Oktober, gingen leicht um 3 % zurück, obwohl die nominalen kumulierten Ausgaben um 24 % stiegen. Die viel grösseren Unterschiede zwischen den Veränderungen der nominalen und inflationsbereinigten Ausgaben für Treibstoff ergeben sich daraus, dass die Preise für Treibstoff seit Februar 2021 um 34% gestiegen sind, aber nur 2% für Unterkünfte und 3% für Restaurants.
Figure 2: Nominale Umsätze und inflationsbereinigte Umsätze für Treibstoff, jeweils indiziert auf die ISO-Woche 7, 2021.
Interessanterweise hat der starke Preisanstieg für Treibstoff keine grosse Substitution von Treibstoffausgaben ausgelöst, was die bekannte Tatsache verdeutlicht, dass die Nachfrage nach Treibstoff unelastisch ist.2 Unsere Ergebnisse bestätigen daher die in den Medien verbreiteten Berichte, wonach die Verhaltensänderungen, die durch stark steigende Treibstoffpreise ausgelöst werden, in der Schweiz bestenfalls gering sind. Es wird sich zeigen, ob noch stärkere Preiserhöhungen für Treibstoffe doch noch zu einer Reduzierung der Energienachfrage der privaten Haushalte führen werden, wie es sich die Schweizer Regierung erhofft.
Leider können wir weitere Ausgaben für Energie in unseren Daten nicht verfolgen, da die Haushalte solche Ausgaben selten mit einer Debit- oder Kreditkarte bezahlen. Der Rückgang der Treibstoffnachfrage scheint jedoch bisher bescheiden zu sein. Es könnte daher Wunschdenken sein, bei steigenden Energiepreisen grosse Reduzierungen des Energieverbrauchs oder Energieeinsparungen zu erwarten. Natürlich könnte ein unsichereres wirtschaftliches Umfeld in naher Zukunft zu einem geringeren Energieverbrauch beitragen.
1 Wir vergleichen die Ausgaben zwischen 2022 und 2019 nicht, da die Pandemie zu einer Verlagerung von Bargeld- zu Kartenausgaben geführt hat, was einen Vergleich der Ausgabenniveaus vor und nach der Pandemie erschwert.
2 Es ist zu beachten, dass die Unterschiede bei den Ausgaben zwischen Februar und Oktober 2022 kumuliert werden, während die Preisänderungen Jahresgrössen sind und sich auf Anfang Oktober 2022 beziehen. Daher können diese beiden Änderungen nicht benutzt werden, um Aussagen über Mengenänderungen zu erhalten.